Was?

 

Das Projekt Nachhaltigkeit ohne Ausschluss (NoA) adressiert zwei Themen:

  1. Partizipation oder Teilhabe
  2. Nachhaltigkeitstransformationen, wie sie, zum Beispiel, durch lokale Projekte, nationale Förderprogramme, Umweltinitiativen oder -organisationen initiiert worden sind

Zusammengefasst geht es uns um die soziale Frage in politischen und/oder transformativen Bemühungen um Nachhaltigkeit. Wir entwickeln hierfür kollektive Lernformate.

 

Weshalb?

 

Ein Beispiel: Immer mehr Regionen, Städte und Kommunen verfolgen das Ziel der Nachhaltigkeit. Dabei kann Nachhaltigkeit auf sehr unterschiedliche Arten und Weisen verstanden und auch umgesetzt werden. Viele Strategien kommunaler Institutionen fokussieren sich darauf, beispielsweise, das Klimaschutzziel so schnell wie möglich zu erreichen. Es bestehen allerdings Ungleichheiten in der Möglichkeit sich am Klimaschutz zu beteiligen. Nachhaltigkeit fordert jedoch gleichermaßen größtmögliche politische Partizipation. In dieser Konstellation wollen wir Teilhabe Ansprüche sowie potentiell Beteiligte unterstützen.

 

Unsere Ziele

 

Das Projekt NoA zielt darauf ab, die sozialen Dimensionen in den politischen und/oder transformativen Bemühungen um Nachhaltigkeit zu stärken und den sozialen Anspruch von Nachhaltigkeit unterstützen. Das Projekt will den Ausschluss von Gruppen, von politischen Bemühungen um Nachhaltigkeit, thematisieren, verstehen und konkrete, implementierbare Vorschläge und Empfehlungen kommunizieren. Das bedeutet, Ungleichheiten sichtbar zu machen, sie anzuerkennen, sich kritisch mit ihnen auseinanderzusetzen, kollektiv Verantwortung zu übernehmen, Erkenntnisse, Erfahrungen und Reflexion kollektiv kommunizieren zu können, zu teilen und somit auch Verbindungen zwischen strukturähnlichen Projekten sichtbar zu machen und herzustellen.

Wir knüpfen an kollektiven Lernprozessen an, die es ermöglichen, gemeinsam eine demokratische und dezentrale Partizipationskultur zu entwickeln, als Nährboden, der zu den Bemühungen zur Umsetzung von Nachhaltigkeit beiträgt.

Darauf aufbauend ist ein weiteres Ziel, transformative Methoden des Forschens und Lernens weiterzuentwickeln und gleichzeitig Nachhaltigkeit ohne Ausschluss zu stärken.

 

Warum?

 

Dieses Projekt entsteht aus verschiedenen Beweggründen und Impulsen, nicht zuletzt von denen, die es mitgestalten werden. Wir führen hier beispielhaft erste Bezugsrahmen auf, arbeiten aber selbst mit vielen mehr (epistemic justice, etc.):

 

a) Wir machen unser Projekt u.a. anschlussfähig an die Sustainable Development Goals (SDGs), aus der Agenda 2030 der Vereinten Nationen, speziell auf das Ziel zur Bildung (SDG 4) und auf das Ziel zur Verringerung von Ungleichheiten (SDG 10). Wer zu Nachhaltigkeit arbeitet stößt schnell auf dieses Dokument der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2015, einschließlich ihrer 17 Nachhaltigkeitsziele.

Das Ziel zur Bildung bedeutet, eine integrative und gerechte Qualität der Bildung zu gewährleisten und Möglichkeiten für lebenslanges Lernen für alle zu fördern.

Insbesondere für das Nachhaltigkeitsziel 10 ist die Verringerung von Ungleichheiten Ziel von Nachhaltigkeit und bekommt deshalb in deren Kontext explizit einen intrinsischen Wert zugewiesen. Dabei sind sowohl Ungleichheiten zwischen Nationalstaaten sowie innerhalb von Nationalstaaten explizit gemeint.

 

b) Neben diesen beiden sozialen Nachhaltigkeitszielen in der Agenda 2030 gibt es andere Bezugsrahmen, die unser Projekt legitimieren und begründen:

Das UNESCO Programm Education for Sustainable Development beyond 2019 positioniert, neben Bürger:innenbildung und politischer Bildung, eine „gerechte Welt“ als übergeordnetes Ziel von Nachhaltigkeit und Bildung (UNESCO 2019, Anhang I 5.; eigene Übersetzung).

Arjen Wals forscht zu Bildung für nachhaltige Entwicklung und schreibt als Ziele von „sustainability learning“ (Wals 2020) u.a. eine „durch Machverhältnisse minimal verzerrte Partizipation“ (ibid.; eigene Übersetzung) und „Pluralismus, Diversität und Minderheitenperspektiven“ (ibid.).

Bildung für Nachhaltige Entwicklung als Politik-, Aktions-, und Forschungsbereich gab es schon lange vor der Verabschiedung der SDGs im Jahre 2015. Für ihr neues Programm verweist die UNESCO jedoch auf den Rahmen der SDGs. Dies bietet die Möglichkeit Bildung oder Lernen mit anderen Dimensionen der Nachhaltigkeit zu verknüpfen, beispielsweise mit Ungleichheit. Dadurch können sich komplexe Projekte zu den Themen auf die Bestimmung von nachhaltiger Entwicklung durch die UN berufen, was Zugang zu Ressourcen bedeutet.

 

c) Als dritte Begründung für unser Projekt führen wir an, dass eine Verringerung von Ungleichheit in der Teilhabe in den politischen und/oder transformativen Bemühungen um Nachhaltigkeit, ergo eine Vielfalt von Perspektiven auf Nachhaltigkeit, Konsequenzen entgegen wirken können, wenn unerwartete Risiken bei konkreten politischen Entscheidungen für Nachhaltigkeit durch Perspektivenverengung übersehen werden.

 

Mit wem und wodurch setzen wir unsere Projektziele um?

 

Die Managementstruktur unseres Projektes ist komplex, wir arbeiten auf und mit unterschiedlichen Ebenen und Personen(Gruppen):

Durch eine Reihe von Workshops und Seminaren, mit denen wir im Oktober 2020 begonnen haben, entwickeln wir, als ein methodisches Modul, den Virtuellen Erzählraum für Nachhaltigkeit ohne Ausschluss weiter, u.a. in Kooperation mit Experten zu Storytelling und Education for Sustainable Development sowie zu transdisziplinärer Methodenentwicklung:

 

Veranstaltungen in Lüneburg im Herbst 2020: Startwoche und Projektseminar an der Leuphana Universität

 

Als ersten Projektbaustein und damit Auftakt unseres Projektes im Oktober gestalteten wir ein Video zu dem Projektthema “How can you participate in local sustainability transformations?”, das als Impuls für eine einwöchige virtuelle Begleitung von Erstsemesterstudierenden im Rahmen der Leuphana Startwoche ‘Future meets Cities’ dient.

Mit dem Projektseminar, was wir im Wintersemester, von Oktober 2020 bis März 2021, durchführten, analysierten und recherchierten wir zur spezifischen Nachhaltigkeits-Situation in Lüneburg, aus der und für die wir lernen. Wir arbeiteten im Modul Wissenschaft trägt Verantwortung, was für alle Erstsemesterstudierende im College offen steht. Es schreibt sich ein in das hochschuldidaktische Konzept des Forschenden Lernens.

 

Mit derselben Titelfrage (“How can you participate in local sustainability transformations?”) haben wir uns in zwei Seminaren mit jungen Alevit:innen in Deutschland sowie einer länder- und schulübergreifender Gruppe Schüler:innen beschäftigt.

 

Mit den Seminaren thematisieren wir…

-die Bedeutung der Verringerung von Ungleichheiten in und für Nachhaltigkeitstransformationen

-das Verstehen der Gründe für Situationen und Strukturen der Ungleichheit in politischer Partizipation – in und an lokalen Nachhaltigkeitstransformationen

-das Erkennen von asymmetrischen und politisierenden Tendenzen innerhalb von Transformationsprozessen

-das Erkennen der eigenen Position, Verantwortung, Handlungsoptionen und Auswirkungen in lokalen Nachhaltigkeitstransformationen

-den eigenen Beitrag zu lokalen Bemühungen zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele

-die Fähigkeit, (mediale Informationen über und zu) Nachhaltigkeitstransformationen bewerten zu können, als notwendige Voraussetzung für politische Partizipation

 

Darüber hinaus bemühen wir uns mit Umweltinitiativen und -organisationen zusammenzuarbeiten. Beispielsweise in einem Workshop auf der diesjährigen Sommerakademie von Attac.

Und wir organisieren heterogene Workshops sowohl mit institutionalisierten Entscheidungsträger:innen als auch mit Gruppen und Personen aus der Zivilgesellschaft, aus Forschung, Stadtverwaltung, Politik, NGOs, wenn es um lokale Nachhaltigkeitsbemühungen und Bürger:innenbeteiligung geht.

Auch für transdiziplinäre, wissenschaftliche Konferenzen, auf denen Personen zusammenkommen, die zu Nachhaltigkeit, Beteiligung und entsprechenden kollaborativen Methodologien arbeiten,  organisieren wir Workshops. Durch unsere Beteiligung an internationalen Konferenzen können wir auch Verbindungen zwischen strukturell ähnlichen Projekten sichtbar machen und helfen, diese herzustellen.

Durch und flankierend zu diese(n) unterschiedlichen Formaten mit unterschiedlichen Personen(Gruppen) verweben wir auch theoretische Konzepte, die eine Nachhaltigkeit ohne Ausschluss möglich machen, fundieren, legitimieren und stärken.

 

Und wie? Unsere methodischen Ansätze

 

Wir wollen transdisziplinäre, transformative Forschung, (Ver)Lernen und Praxis verbinden.

Unsere transformative, methodische Herangehensweise ist partizipativ, interkulturell, ermutigend und Fragen basiert (z.B. Wer sind wir als Stadt? Wer kann sich wie an lokalen Nachhaltigkeitstransformationen beteiligen?). In ihr werden alle Stimmen der Teilhabenden gehört um die verschiedenen Erfahrungen und Kenntnisse zu integrieren und zu einer kollektiven Sichtweise zu gelangen. Sie berücksichtigt sowohl den Prozess als auch die Ergebnisse. Beispiele sind Design-, Foto- oder Erzählmethoden.

Mit transformativen Methoden stärken wir Kreativität, Kritik- und Analysefähigkeit, „konstruktive Hoffnung“ (Wals 2020, 71; eigene Übersetzung) und mutige Initiativen für und innerhalb von Nachhaltigkeitstransformationen.

Dazu gehört zum einen sich der eigenen Position, Ziele, Bedürfnisse, Wünsche und (politischen) Handlungsoptionen, im Rahmen von Nachhaltigkeitstransformationen, bewusst zu werden, indem unterschiedliche Erfahrungen mit Nachhaltigkeitsthemen, u.a. mit Konsequenzen des Klimawandels, erarbeitet werden.

Unsere Methoden gehen von Menschen und ihren Unterschieden sowie Dimensionen von Diskriminierung aus (Wals 2020; Backhaus und Tittor 2019). Dabei beziehen wir uns auf Konstellationen von Menschen in einer bestimmten Nachhaltigkeitssituation, um kollektive Handlungsstrategien abzuleiten.

Darüber hinaus werden solche Lernprozesse initiiert, die darauf abzielen, Medieninformationen über und in Nachhaltigkeitstransformationen zu bewerten, und die nicht auf den Konsum von Medien, Wissen oder Informationen beschränkt sind. Wir sehen dies als notwendige Voraussetzung für politische Partizipation.

Auf diese Weise werden wir eine für die jeweilige lokale Nachhaltigkeits-Situation richtige Definition für politische Partizipation entwickeln und kommunizieren, sowohl mit Randgruppen als auch mit institutionalisierten Mitarbeiter*innen und Entscheidungsträger*innen.

Ein wesentlicher Bestandteil unseres Projektes ist die Kommunikation der (Zwischen)Ergebnisse und Erkenntnisse an verschiedene, überregionale und lokale, Ziel- und Interessensgruppen. Wir arbeiten vor allem mit folgenden Medien: Webpräsenzen, Handlungsempfehlungen in Textform, Video, und Vortrags- oder Diskussionsformate. So unterstützen wir möglichst viele Menschen, die Nachhaltigkeitstransformationen verantworten, initiieren oder mitgestalten. Wir bewegen das Thema der Ungleichheit ins Zentrum und ermöglichen gleichzeitig den Un-Erhörten ihre Perspektiven auf sozial ökologische Zukünfte darzustellen und politisch zu beeinflussen.

Dies kann zu einer Sichtbarkeit widersprüchlicher Nebengeschichten, Unsicherheiten, Grauzonen und allem führen, was nicht gesagt wird – oder in Mainstream-Kanälen nicht gesagt wird. Gleichzeitig wird zum Ausdruck gebracht, dass Nachhaltigkeit kein Entweder-Oder-Denken zulässt, sondern „zu einer empathischen Verbindung mit der Realität führen kann“ (UNESCO 2019, Anhang I 7, eigene Übersetzung).

Wir (er)wecken Neugier auf sowie Mut zu transformativen Methoden, als Möglichkeit für einen Umgang mit Unsicherheiten und Komplexität und diversifizieren Wissensquellen. Lighthouse arbeitet in den Sprachen Deutsch, Englisch, Spanisch und plant ggf. Übersetzungen in andere Sprachen mit ein.

 

Wir freuen uns über Ihre Bereitschaft, Ihre Expertise, Ihr Wissen und Ihre Erfahrungen zu politischer Partizipation in Bemühungen um Nachhaltigkeit, mit uns und anderen zu teilen. Auch freuen wir uns über Anfragen zu konkreten Formaten oder Kollaborationen.

 

Wenn Sie an dem Projekt Nachhaltigkeit ohne Ausschluss, oder an einer Zusammenarbeit, interessiert sind, oder Interessierte kennen, freuen wir uns über eine Nachricht: Esther@lighthouse.global.